Bürstenlose Motoren mit genuteter Wicklung

Der Einfluss hoher Induktivität auf das Drehzahlverhalten

Bürstenlose Motoren mit genuteter Wicklung – also mit Eisenkern – sind zwar kräftig, weisen aber eine hohe Induktivität auf. In diesem Fachbeitrag beschreibt maxon motor wie sehr die Daten solcher Motoren vom idealen linearen Verhalten abweichen.
Im Gegensatz zu den klassischen eisenlosen maxon Motoren haben die maxon Flachmotoren und die EC-i Motoren eine Wicklung mit Eisenkern. Dies ergibt einen höheren Magnetfluss der Wicklung, und der Motor wird stärker. Allerdings verlangsamt die hohe Induktivität aufgrund des Eisenkerns die Reaktion des Stroms. Bei hohen Drehzahlen können sich Abweichungen vom einfachen linearen Verhalten der Motoren mit eisenloser Wicklung, z. B. maxon DCX und ECX SPEED Motoren, ergeben. Der Effekt der magnetischen Sättigung im Eisenkern bei hohen Strömen verursacht ebenfalls Nichtlinearitäten. Beide Effekte sind im schematischen Diagramm der Abbildung 1 zusammengefasst, welches man auch im maxon Katalog findet.
Abbildung 1: Schematische Darstellung der Effekte (aus dem maxon Katalog).
Linke Diagrammhälfte: Die Effekte bei hoher Drehzahl im linken Teil. Rechte Diagrammhälfte: Die Effekte der magnetischen Sättigung

Elektrische Zeitkonstante
und Kommutierung

Die Motorwicklung stellt eine induktive und resistive Last dar, und der Motorstrom wird exponentiell gedämpft anwachsen, wenn eine Spannung angelegt wird. Das exponentielle Verhalten ist durch die elektrische Zeitkonstante, τ_el, charakterisiert, die sich einfach aus der Anschlussinduktivität Lmot geteilt durch den Anschlusswiderstand Rmot des Motors berechnet, τel=Lmot⁄Rmot.
Der maximale Strom am Ende ist durch das Ohm‘sche Gesetz gegeben, Iend=Umot ⁄ Rmot. Bürstenlose Motoren werden elektronisch kommutiert, d. h., der Strom in jeder Phase wird ein- und ausgeschaltet. Abbildung 3 zeigt den idealen Stromverlauf bei Blockkommutierung in den drei Phasen. Dies dient als Grundlage zur Spezifikation der maxon Motoren.
Die Induktivität bewirkt, dass der Wicklungsstrom nicht so abrupt ändern kann, wie es die Abbildung 3 andeutet. Wie viel Zeit wird in jedem Kommutierungsintervall für den Stromanstieg benötigt? Berechnen wir die Dauer eines Kommutierungsintervalls und vergleichen diese mit der elektrischen Zeitkonstanten.
Klar ist: je höher die Motordrehzahl, umso kürzer das Kommutierungsintervall. Zur Berechnung nehmen wir einen extremen Fall, die Leerlauf-Drehzahl bei Nennspannung n0. Die Anzahl Kommutierungsintervalle pro Motorumdrehung ist sechsmal die Anzahl Polpaare p. Während 1 Minute ergeben sich 6p∙n0 Kommutierungsschritte. Somit ist die Dauer eines Kommutierungsschritts ∆tcomm=(60 s/min)/(6p∙n0).

Die Ergebnisse für verschiedene Motordesigns sind in der Tabelle zusammengefasst.

Tabelle: Vergleich der elektrischen und mechanischen Zeitkonstanten mit der Dauer des Kommutierungsintervalls bei Leerlauf-Drehzahl für verschiedene bürstenlose maxon EC-Motoren
Die ersten beiden Motoren in der Tabelle haben eine eisenlose maxon Wicklung mit tiefer Induktivität. Entsprechend sind die elektrischen Zeitkonstanten sehr kurz und – am wichtigsten – bedeutend kürzer als das Kommutierungsintervall. Somit kann sich der volle Strom in jedem Kommutierungsschritt ausbilden. Beim ECX SPEED Motor ist die Situation nicht ganz so komfortabel wie beim EC-max 40 aufgrund der extrem hohen Leerlauf-Drehzahl des Ersteren.
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